Nicht nur für uns Menschen, sondern auch für unsere Hunde stellt Übergewicht, insbesondere krankhaftes Übergewicht (Adipositas) ein ernstes gesundheitliches Problem dar. Schätzungsweise sind etwa 60% unserer Haushunde übergewichtig oder krankhaft adipös - eine erschreckende Zahl! Häufig wird dieses Problem von Hundehaltern unterschätzt, was schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und Lebensqualität der Hunde nach sich ziehen kann. Übergewicht ist eng mit einer Vielzahl von Folgeerkrankungen verbunden, wie zum Beispiel Diabetes mellitus, Hypertonie, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie Osteoarthritis. Zudem wird Übergewicht mit einer verminderten Lebenserwartung in Verbindung gebracht.
Fettleibigkeit ist nicht süß - Fettleibigkeit ist Leid!

Ursachen von Übergewicht:
Die Ursachen für Übergewicht bei Hunden sind vielfältig. Eine zentrale Rolle spielt das Fütterungsmanagement, aber auch genetische Faktoren, Alter, Geschlecht sowie bestimmte Primärerkrankungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion) und iatrogene Ursachen. Größtenteils ist Überwicht beim Hund allerdings vermeidbar, der Hundehalter stellt dabei den größten Einflussfaktor dar. Denn häufig kommt es zu einer Überversorgung mit Energie (Futter, Leckerlis, Snacks und Tischreste), während die körperliche Bewegung zu kurz kommt. Die vom Hersteller empfohlene Futtermenge deckt in der Regel schon den Energiebedarf des Hundes - oder überschreitet diesen bereits. So stellt jedes Leckerli und jeder Snack zwischendurch eine Überversorgung mit Energie dar. Wird nicht gleichzeitig das Bewegungspensum bzw.
-intensität erhöht, setzen sich die überschüssigen Kalorien schnell auf die Hüften. Beim Hund nicht anders, als bei uns Menschen. Besonders Leckerli und getrocknete Kauartikel sind von der Menge her schwer einschätzbar. So sind 100g getrocknete Rinderhaut eigentlich nicht viel und auch von einem kleinen Hund schnell verputzt. Stellt aber im frischen, ungetrockneten Zustand etwa 350g dar! Und 350g Rinderhaut für einen 10 Kilo Hund sind schon eine ganze Menge. Eine Menge Kalorien, aber nur wenig Nährstoffe.
Zudem fällt es vielen Haltern schwer, das Gewicht ihres Hundes richtig einzuschätzen. Viele Bilder im Internet, in Hundebüchern und sogar nicht selten auch die prämierter Zuchttiere zeigen übergewichtige Tiere, was zusätzlich zu einem verzerrten Bild eines idealgewichtigen Hundes führt. Langes, voluminöses Fell kann das Bild zusätzlich verfälschen, weswegen das Betasten und -fühlen des Tieres unerlässlich ist, um das Idealgewicht zu bestimmen.
→ Ein hilfreiches Werkzeug, um das Gewicht des Hundes objektiv zu beurteilen, kann der Body Condition Score sein (siehe weiter unten).

Was tun bei Übergewicht?
- schrittweise und langsame Gewichtsreduzierung mittels Futterumstellung/-anpassung
- weniger Protein ≠ weniger Energie (Kalorien)!
- angepasste Bewegung
- eigene Gewohnheiten und die Haltung zur Fütterung überdenken und verändern
- wenn nötig: Primärerkrankung ausschließen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion)
- ihre Tierheilpraktikerin/Tierärztin erstellt Ihnen gerne einen angepassten Abnehmplan für Ihren Hund und unterstützt und begleitet Sie während des Prozesses

So bitte nicht!
- Das bisherige Futter einfach um die Hälfte zu reduzieren, ist keine sinnvolle Methode zur Gewichtsreduktion beim Hund! Auch wenn dadurch theoretisch ein Kaloriendefizit entsteht und der Hund eventuell Gewicht verliert (was häufig nicht einmal der Fall ist), führt diese Maßnahme oft zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen – und das steht einem gesunden Abnehmprozess im Weg.
- Die Menge von Leckerlies, Snacks und Tischresten einfach von den Hauptmahlzeiten abziehen, ist ebenfalls keine sinnvolle und gesunde Art abzunehmen. Dies führt in der Regel nicht zum Erfolg →
viel eher provoziert man so Verfettung und weitere Erkrankungen!
Würden wir als Mensch abnehmen wollen, wäre es doch auch nicht sinnvoll sich eine Tüte Chips reinzuziehen und stattdessen auf eine vollwertige Mahlzeit mit frischen Lebensmitteln zu verzichten.

Und wie ist es bei Untergewicht?
Untergewicht kommt zwar bei weitem nicht so häufig vor wie Übergewicht, kann aber genauso zu gesundheitlichen Problemen führen beziehungsweise auf ein gesundheitliches Problem hinweisen. Die Ursachen für Untergewicht sind vielfältig, zu ihnen gehören:
- Mangelversorgung durch unausgewogenes Futter oder auch unzureichende Kalorieaufnahme (auch bei mäkeligen Fressern zu beachten)
- Parasitenbefall: durch den Befall mit Endoparasiten wie z.B. Giardien und Würmern
- Erkrankungen des Verdauungstraktes wie Gastritis
- Zahnprobleme und damit zusammenhängende Schmerzen können zu einem eingeschränkten Fressverhalten führen
- Alter: Ältere Hunde neigen häufig zu Gewichtsverlust aufgrund einer Kombination von Faktoren wie verminderter Appetit, chronischen Krankheiten und Muskelabbau
- chronische Erkrankungen wie exokrine Pankreasinsuffizienz oder Diabetes
- anhaltender Stress und Angst

Was tun bei Untergewicht?
- Primärerkrankung ausschließen und u.U. behandeln
- wenn nötig: Stress reduzieren; Faktoren ausfindig machen und reduzieren/eliminieren
- schrittweise und langsame Gewichtszunahme mittels Futterumstellung/-anpassung
- mehrere kleine Portionen am Tag füttern
- wenn nötig: Ergänzungsmittel zur Nährstoffversorgung einsetzen, um Hund zu päppeln
- ihre Tierheilpraktikerin/Tierärztin unterstützt und begleitet Sie gerne während des Prozesses

So bitte nicht!
- Die bisherige Futtermenge einfach stark zu erhöhen, aber weiterhin nur 1-2 Mahlzeiten füttern ist keine sinnvolle und gesunde Art um Gewicht zuzulegen → diese Maßnahme führt eher zu Durchfall, als zur Zunahme und dies sollte bei Untergewicht unbedingt vermieden werden!
- Auch eine plötzliche starke Erhöhung der Fettmenge im Futter ist nicht sinnvoll, sondern kann sogar gefährlich werden → diese Maßnahme kann zu einer schmerzhaften Pankreatitis führen.
- Die Menge von Leckerlies und Kauartikeln einfach zu erhöhen klingt sehr verlockend, ist aber auch keine gesunde Art Gewicht zuzulegen. Die Mahlzeiten sollten zwar kalorienreich, aber auch
reich an Nährstoffen sein. Schließlich möchte man keinen Hund der einfach verfettet, sondern auf gesunde Weise sein Normalgewicht erreicht und hält.
Der Body-Condition-Score (BCS) - ein hilfreiches Werkzeug zur Bestimmung des Idealgewichts
Der Body-Condition-Score oder auch das Body-Condition-System ist ein hilfreiches und wertvolles Werkzeug zur Bestimmung des Idealgewichts des Hundes bzw. Tieres.
Auch für manch andere Tierarten gibt es einen BCS! Dies ist ein Leitsystem, an welchem man sich orientieren kann, wo der eigene Hund/das eigene Tier derzeit mit seinem Gewicht steht. Der Gewichtszustand wird nicht nur anhand optischer Faktoren bestimmt, denn je nach Rasse, Typ oder auch der Fellbeschaffenheit kann die Optik täuschen! Daher ist es unerlässlich das Tier neben der optischen Begutachtung abzutasten und die unterschiedlichen Bereiche zu erfühlen. So kann man sich ein allumfassendes Bild zum Gewichtszustand des Tieres machen.

Abb. 6 Body Condition Score; Quelle: © Purina Institute: https://www.purinainstitute.com/de
Quellen:
- Ronja N, Kölle P. Adipositas beim Hund – ein Überblick zu den Ursachen [Obesity in dogs - A review of underlying reasons]
- Abb. 1 zeigt einen Basset Hound - eine Qualzucht; Quelle: Canva
- Abb. 6 Body Condition Score; Quelle: © Purina Institute: https://www.purinainstitute.com/de
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