Hündinnen gehören zu den sogenannten monöstrischen Tieren. Das bedeutet eigentlich, dass sie nur einmal im Jahr brünstig werden. In der Praxis zeigt sich jedoch etwas anderes: Viele Hündinnen werden zwei Mal jährlich läufig. Deshalb wäre die Bezeichnung diöstrisch – also zweimal im Jahr brünstig – eigentlich treffender. Doch wie so oft gibt es Ausnahmen. Die Häufigkeit der Läufigkeit kann sowohl rassebedingt als auch individuell sehr unterschiedlich sein. Während Hunde vom Urtyp wie der Basenji oder der Dingo tatsächlich meist nur einmal pro Jahr paarungsbereit sind, gibt es auch Hündinnen, die drei- oder sogar viermal jährlich läufig werden. Im Durchschnitt liegt der Zyklusabstand bei Hündinnen zwischen sieben und acht Monaten. Gezählt wird dabei von einer Brunst zur nächsten.
Die erste Läufigkeit tritt je nach Rasse und individueller Entwicklung zwischen dem 7. und 18. Lebensmonat auf – bei kleinen Rassen meist etwas früher als bei großen.
Der Sexualzyklus einer intakten Hündin gliedert sich in fünf Phasen:

1. Proöstrus (Vorbrunst): Dauert durchschnittlich 9 Tage; Symptome: die Vulva schwillt an, schleimiger mit Blut vermischter Scheidenausfluss - die Hündin ist noch nicht fruchtbar oder deckbereit, zeigt meist noch abwehrendes Verhalten interessierten Rüden gegenüber.
2. Östrus (Brunst): Dauert durchschnittlich 9 Tage, dieser Zustand ist die eigentliche Läufigkeit (Hitze). In dieser Phase finden auch die Ovulation (Eisprung) statt > vom 1. bis 3. Tag. Die Hündin zeigt sich Deckbereit (Standhitze) bzw. zeigt den Duldungsreflex, dabei nimmt die Hündin die Rute zur Seite und "bietet sich an". Symptome: geschwollene Vulva, klarer, dünnflüs- siger Schleim und Unruhe.
3. Metöstrus (Nachbrunst): Dauert in der Regel 3 bis 4 Tage, Brunstsymptome klingen ab (Vulva schwillt ab, Ausfluss klingt ab), die Hündin zeigt keine Deckbereitsschaft mehr.
4. Diöstrus (Zwischenbrunst): Dauer etwa 75 Tage. Viele Hündinnen kommen in dieser Phase in die sogenannte Scheinträchtigkeit, sofern es nicht zu einer Befruchtung gekommen ist. Die Scheinträchtigkeit dauert, bedingt durch Gelbkörper in den Eierstöcken welche Progesteron abgeben, so lange wie eine echte Trächtigkeit. Viele Hündinnen suchen in dieser Zeit Nähe und positive Kontakte mit Fellwittern, Kontaktliegen, Nasestubsen. Einige Hündinnen sind in dieser Phase stress- und angstanfällig.
Unterstützung während der Scheinträchtigkeit: Himbeerblätter werden schon seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde bei Schwangerschaften eingesetzt, sie gelten als das Schwangerschaftstonikum. Muskulatur und Beckenregion werden gestärkt, was die Kraft der Kontraktionen während der Geburt erhöht. Himbeerblätter sollen zudem einen regulierenden Einfluss auf das Hormonsystem haben.
Dosierung: Trockenkraut: 1 gehäufter TL/20 kg Körpergewicht täglich - am besten schon ab den ersten Läufigkeitssymptomen zufüttern.

Wenn es zu einer Befruchtung gekommen ist, geht der Diöstrus in die Trächtigkeit über - die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer beträgt 63 Tage (zwischen 54 und 72 Tagen). Mit der Geburt der
Welpen beginnt die Mutterschaft.
Kam es zu keiner Befruchtung kann sich der Scheinträchtigkeit die sogenannte Scheinmutterschaft anschließen (etwa zwei Monate nach Standhitze), sie wird durch Prolaktin
gesteuert. Gesäugeschwellung (mit Milcheinschuss) sowie Nestbau und Bemutterung von Spielzeugen kann beobachtet werden, manche Hündinnen möchten zudem nicht das Haus verlassen. Bei einer
Gesäugeschwellung (mit Milcheinschuss) sollte das Gesäuge nicht massiert oder gar ausgedrückt werden, da dies weiteren Milchfluss anregt. Zur Linderung der Schwellung können kühlende Wickel bzw.
Auflagen mit Pfefferminze oder Salbei genutzt werden. Die adstringierende (zusammenziehende) Wirkung der Gerbstoffe sorgt dafür, dass sich das Gewebe zusammenzieht, die Milchproduktion wird so
reduziert. Pfefferminze weist zudem eine antibakterielle, entzündungshemmende, keimtötende und schmerzstillende Wirkung auf, Salbei wirkt ebenfalls antibakteriell, entzündungshemmend sowie
krampflösend. Als zusätzliche Unterstützung können Salbei (und Minze) auch innerlich eingesetzt werden, da diese die Milchsekretion hemmen sollen. Die passende Dosierung sollte mit einem
fachkundigen Person besprochen werden.

Warum die Zeit nach der Läufigkeit so wichtig ist
Viele Hundebesitzer denken, mit dem Ende der Läufigkeit sei der Zyklus ihrer Hündin abgeschlossen. Doch gerade die Wochen danach – der sogenannte Diöstrus – verdienen besondere Aufmerksamkeit. In dieser Phase kann es nämlich zu einer gefährlichen Erkrankung kommen: der Pyometra, einer eitrigen Gebärmutterentzündung.
Besonders betroffen sind Hündinnen ab etwa 4 Jahren, und so in etwa zwischen 2 Wochen und 4 Monaten nach der Läufigkeit.
Die Pyometra kann in zwei Formen auftreten:
Offene Pyometra: Der Gebärmutterhals ist geöffnet, eitriger bis blutiger und oft unangenehm riechender Ausfluss ist sichtbar.
Geschlossene Pyometra: Der Gebärmutterhals ist verschlossen, es gibt keinen Ausfluss – was die Erkrankung besonders tückisch macht. Hier sammelt sich Eiter im Körper an und kann schnell lebensbedrohlich werden.
Typische Warnzeichen sind zum Beispiel: Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Fieber oder Untertemperatur, viel Trinken & häufiges Urinieren, Teilnahmslosigkeit oder Bewegungsunlust
Achte daher auch nach der Läufigkeit auf deine Hündin: Verändert sich ihr Verhalten? Hat sie Ausfluss? Wirkt sie schlapp? Dann lieber einmal zu viel als zu spät zum Tierarzt. Früh erkannt, lässt sich eine Pyometra oft gut behandeln – übersehen kann sie jedoch gefährlich werden.
Und last but not least - die letzte und 5. Phase des hündischen Zyklus:
5. Anöstrus (Brunstlosigkeit): Ist die Ruhephase des Zyklus, sie dauert mehrere Monate, bis die nächste Vorbrunst einsetzt. Diese Phase wäre der beste Zeitpunkt für eine Kastration, wenn nötig. Ob eine Kastration sinnvoll ist oder nicht, sollte anhand mehrerer Faktoren entschieden werden. Viele HeilpraktikerInnen und Tierärztinnen bieten eine Kastrationsberatung in ihrer Praxis an. Auch in einigen Hundeschulen finden sich passende Beratungsangebote.
Quellen:
- Loeffler, Klaus und Gäbel, Gotthold "Anatomie und Physiologie der Haustiere"
- Strodtbeck, Sopie und Gansloßer, Udo "Kastration und Verhalten beim Hund"
- Simon, Swanie "Himbeerblatt für trächtige Hündinnen": https://www.drei-hunde-nacht.de/ernaehrung-barf/zusaetze/himbeerblatt-fuer-traechtige-huendinnen/
- Blendinger, Konrad "Die Pyometra der Hündin – eine Übersicht"
- Dauborn, Sylvia "Lehrbuch für Tierheilpraktiker"
Kommentar schreiben